Die Spinnerei wird gebaut
Im März 1861 wird es in der bisherigen Mangfallwildnis lebendig. Handwerker, Bautechniker und Handlanger treffen ein, Baracken und Bauhütten werden aufgestellt und Baumaterialien angefahren. Im Akkord wird das Baugelände gerodet, planiert und gefestigt. Zur gleichen Zeit auch die umfangreichen Wasserbauten in Angriff genommen. Von der Wuhr bis zur Schwaige erhält die Mangfall ein neues Bett in einer Länge von 2,7 km. Ein ebenso langer Kanal wird parallel zu dem neuen Flussbett gebaut. Ferner noch das Wehr mit Kiesschleuse. Auch mit dem Bau des Turbinenhauses beginnt man. Neben diesen Arbeiten entsteht noch eine hölzerne, auf steinernen Widerlagern und zwei Pfeilern ruhende Mangfallbrücke und eine ebenfalls hölzerne Kanalbrücke. Durch einen Straßenbau wird die Verbindung mit der Staatsstraße hergestellt. Das Hauptgebäude, 226 Fuß lang, 113 Fuß breit und 93 Fuß hoch (ein Fuß = 30 cm) mit einer Anzahl Nebengebäude wächst buchstäblich aus dem Boden. Im Januar 1862 ist alles unter Dach. Dabei baut man auch noch die sechs Häuser. Am 06. August kann schon der Wassereinlass in den Kanal vorgenommen werden, im September ziehen 36 Arbeiterfamilien in den sechs Häusern ein, die Gasanstalt wird gebaut. Im Juli ist die erste Baumwollbestellung hinausgegangen und im Herbst werden die ersten Maschinen aufgestellt, die noch vor Jahresende anlaufen.
An 400 Menschen haben dies alles innerhalb von zwei Jahren geschafft. Eine gewaltige Leistung, wenn man bedenkt, dass alles mit der Hand gemacht werden musste. Es gab damals noch keine Bagger und Betonmischmaschinen, keine mechanischen Aufzüge, Benzolloks und Lastkraftwagen. Auch noch keinen Elektromotor.
Im Januar 1863 kommen die ersten 10.000 Spindel, im Juli die zweiten 10.000 Spindel und im Oktober die dritten 10.000 Spindel in Betrieb. Und mit dem 01. Oktober 1863 beginnt auch die kommunale Geschichte der Arbeitersiedlung Kolbermoor = 15 Häuser mit 57 Familien und 400 Einwohner.
Quelle: Chronik Otto Kalhammer