Brunnen am Edmund-Bergmann-Platz

Brunnenfigur am Springbrunnen des Edmund-Bergmann-PlatzesInmitten der gepflegten Parkanlage am Edmund-Bergmann-Platz, benannt nach Kolbermoors viertem Bürgermeister (1899 – 1919), befindet sich ein Springbrunnen, gekrönt von einer geheimnisvoll anmutenden wasserspeienden Figur, die seit eh und je auch alteingesessenen Einwohnern Rätsel aufgibt. Dieses „Schmuckstück" an der Rosenheimer Straße / Bahnhofstraße gab zu verschiedenen Deutungen Anlass und erregte auch Interesse bei auswärtigen Besuchern.

Einer davon veranlasste einen Kölner Universitätsdozenten, ein Gutachten über diese Figur zu erstellen, um dem Rätselraten ein Ende zu bereiten. Der Gutachter nahm verschiedene Untersuchungen vor und setzte sich dann mit der Bayerischen Staatsgalerie in Verbindung, die zu entscheiden hatte, ob es sich um eine schutzbedürftige, künstlerisch wertvolle Arbeit handle.

Als erstes konnte festgestellt werden, dass diese Figur mit Brunnen 1903 durch die Initiative des Bahnexpeditors Schauer aufgestellt wurde, der einen Verschönerungsverein in Kolbermoor gegründet hatte. Als Standort wählte Schauer den damaligen Marktplatz aus, wie der heutige Bergmann-Platz genannt wurde, den er in eine Grünanlage umwandeln ließ.
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Die Auslagen beliefen sich auf rund 300 Mark, die der Spinnerei-Direktor Carl Jordan, der dem Gemeinderat angehörte, übernahm. Es wurde auch eine Gedenktafel am Brunnen angebracht, die an die Errichtung der Wasserleitung und Kanalisation erinnern sollte.

Dem Gutachten nach handelt es sich bei der wasserspeienden Brunnenfigur um einen „Triton", der in der griechischen Sage als muschelblasender Begleiter der Nereiden (Töchter des Meergottes Nereus), halb Mensch, halb Fisch, dargestellt wird und mit seinem Horn, dem „Tritonhorn", nachgebildet einer Meerschnecke, die Gewalt, Kraft und Schönheit des lebenspendenden Wassers symbolisieren soll.

Vorbild dieses Kolbermoorer Brunnens soll der Tritonbrunnen sein, den der römische Architekt und Bildhauer Lorenzo Bernini (1598 – 1680) im Jahre 1640 auf der Piazza Barberini in Rom geschaffen hat. Dabei, so das Gutachten, handle es sich nicht um eine sklavische Kopie, sondern um eine freie Nachschöpfung. Die Riesenschnecke Berninis sei in ein leichtes Muschelhorn und die gewaltige, von Delphinen getragene Muschelschale zu einem Naturfelsen umgebildet worden.

In der Annahme, es sei diese Brunnenfigur ein wertvolles Kunstwerk, kämpften die Kolbermoorer mit aller Kraft für dessen Erhaltung. Dass ihr Schöpfer unbekannt blieb, kümmerte sie nicht. Um jeden Preis wollten sie dieses selten schöne Bronzebild, das Übereifrige mit Werken in den Schlössern Ludwig II. verglichen, vor Zugriffen schützen. Dies dürfte auch der Grund gewesen sein, dass es in den Kriegsjahren 1914/18 und 1939/45 mit Farbe und Zementschlemme übertüncht wurde, um diese Kostbarkeit, wie viele meinten, vor einer Demontage für Kriegszwecke zu bewahren.

Springbrunnen am Edmund-Bergmann Platz in KolbermoorFest steht, dass dieser Brunnen mit der oft unbeachteten Figur immerhin eines der wenigen Denkmäler ist, die Kolbermoor besitzt. Ob es weiterhin erhaltungswürdig ist, haben die Stadtväter zu entscheiden. Voraussetzung dafür müsste es sein, dass es sich wirklich um ein wertvolles Kunstwerk handelt – in dem Gutachten ist nur von einem „zu rettenden Brunnen" die Rede – ein Werturteil fehlt.

Nachtrag:
Am 17.04.1983 hat der Kolbermoorer Stadtrat die Ausbesserung der schadhaften Brunnenfigur diskutiert. Es wurde ein Neuguss des „Triton" beschlossen, wobei das Becken, an dem der Zahn der Zeit gleichfalls stark genagt hat, ebenfalls erneuert wurde.