A Burgamoasta muss a Hirn haben

Ein liebenswürdiger Kauz muss Kolbermoors erster Bürgermeister Johann Ritsch gewesen sein. Werden doch von ihm einige nette Anekdoten berichtet.

Eine davon ließ er vom Stapel, als seine Amtszeit (1863 – 69) beendet war und er von seinen Mitbürgern gedrängt wurde, „weiterzumachen". Da er sich aber Würde und Bürde nicht noch einmal aufhalsen wollte, lehnte er energisch, aber humorvoll das Ansinnen mit den Worten ab: „Wenn oana jetzt den Burgamoasta machen soll, nacha muaß er aa a Hirn hab'n, net bloß a Gnack".

Bestimmt hatte Ritsch das für sein Amt notwendige „Hirn" gehabt, sonst wäre er wohl zu diesem klassisch anmutenden Zitat kaum fähig gewesen. Er hatte nicht nur das Herz am rechten Fleck, sondern auch das Hirn, das eben ein Bürgermeister haben muss – damals wie heute!

Ihm stand aber auch einer seiner Freunde nicht nach, der Mesner Schmid, der zu den ersten Einwohnern Kolbermoors zählte. Er war zwar katholisch, aber kein Eiferer, der die Andersgläubigen, die sich angesiedelt hatten, am liebsten am Spieß gebraten hätte. Er war vielmehr ein urgemütliches „Haus" und sagte sich, dass der Herrgott schon wissen werde, wer recht oder unrecht tue.

Einer seiner im Volksmund heute noch oft zu hörenden Kernsprüche, die er gerne bei Beerdigungen losließ, lautete: „De Guatn genga und de Luada bleib'n da." Er wollte damit sagen, dass die anständigen Menschen sterben und die Spitzbuben zu lange lebten.

Klingt aus den Worten dieses Mannes nicht Großzügigkeit und Versöhnlichkeit, wenn er zu seinem „Konkurrenten von der anderen Fakultät", dem evangelischen Mesner Metzger in aufgeräumter Stimmung einmal sagte: „Woast Spezi, den richtig'n Glaub'n hab zwar i, die noblichan Kindstauf'n aber hast du!" Das war auf die Kinder vornehmer Herrschaften gemünzt, die damals die Spinnerei „regierten".

Wie man immer über die beiden Kolbermoorer Originale auch denken mag: Der Bürgermeister und der Mesner waren urwüchsige Altbayern, denen ihre Zeitgenossen zugetan waren. Sie lebten in einer Zeit, die gerne die „gute, alte Zeit" genannt wird, in der auch noch der Humor zu seinem Recht kam. Kein Wunder, dass ihre Aussprüche am Wirtshaustisch die Runde machten, an dem sich die alten Kolbermoorer gerne aufhielten. Damals gab es ja noch keine „Pantoffelkinos", die allmählich dem gesellschaftlichen Leben den Garaus machten. Es störten sie auch keine Flugzeuge, die über die Dächer hinwegbrausen, keine Autos, die durch die Straßen rasen, wenn sie bei einer Petroleumfunzel ihr Abendessen einnahmen.